Schreiber on Tour

Wieder einmal nutzte ich die Zeit der "parlamentarischen Sommerpause", um mir fernab von Ausschusssitzungen & Co ganz praktisch  vor Ort ein Bild zu machen.

Dafür "bereiste" ich in der Woche vom 20. - 24. August jeweils verschiedene Stationen. Die Themenfelder konnten dabei kaum unterschiedlicher sein: aus einer Kindertageseinrichtung ging's auf ein Friedhofsgelände, weiter zu einer Forschungs- und später zu einer Senioreneinrichtung. Am Freitag verbrachte ich dann im Zuge der Aktion "Perspektivwechsel" einen Tag im "Sächsichen Epilepsiezentrum Radeberg".

Aber zunächst besuchte ich am Dienstag, den 21. August, die Kindertageseinrichtung "Grüner Johann" auf der Georg-Nerlich-Straße. Denn dort läuft seit nunmehr einem halben Jahr das Pilotprojekt "S.T.A.R.K. sein". In insgesamt vier Kitas des Eigenbetriebs Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt Dresden wird dieses Kooperationsprojekt mittlerweile erfolgreich umgesetzt. Dabei geht um eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sozialarbeitern, Erziehern (Lehrern), Ärzten und Ergotherapeuten zur Unterstützung verhaltensauffälliger Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren in der Dresdner Johannstadt. Die zuvor teilweise unabhängigen Leistungen sollen dadurch besser koordiniert und abgestimmt werden. Ziel ist es, durch frühzeitiges Erkennen und gezieltes Entgegensteuern mit den Kindern an Problemlösungsstrategien zu arbeiten und soziale Interaktionsfähigkeiten zu stärken, noch bevor die Probleme in der Schule offen zu Tage treten.  

Darüber verständigte ich mich an diesem Tag mit dem Personal der Kita und den zuständigen Ergotherapeuten. Ich freue mich sehr über das bisherige Ergebnis! Denn von Beginn an habe ich mich dafür eingesetzt; man könnte auch sagen: "s.t.a.r.k. gemacht. Nach meinem Gespräch bin ich mir sicher, dass unsere Initiative noch weiter wachsen wird.

 

Am Mittwoch traf ich mich dann mit dem Leiter des Katholischen Büros Sachsen, Herrn Ordinariatsrat Pötzsch, auf dem "Neuen Katholischen Friedhof" in der Dresdner Friedrichstadt. Gemeinsam mit dem zuständigen Friedhofsleiter erörterten wir die problematische Verkehrsanbindung der Ruhestätte auf der Bremer Straße. Denn während die parallel verlaufende Hamburger Straße durch den ehemaligen Standort des Technischen Rathauses vielfach an den ÖPNV angebunden ist, gibt es auf der Bremer Straße aktuell keinen Busverkehr. Diese Tatsache ist vor allem für die überwiegend älteren Besucher des Friedhofs ein großes Problem, da von den bestehenden Haltepunkten auf der Hamburger Straße auch keine Zuwegung zur Bremer Straße besteht und der bisherige Fußmarsch nicht zumutbar ist. Auch aus nichtfamiliären Gründen ist der Friedhof ein Anlaufpunkt. Denn dort fand z. B. der berühmte Dresdner Maler Ludwig Richter seine letzte Ruhe. Mit 528 Gräbern für die während der Zeit des Nationalsozialismus im Gefängnis Münchner Platz Hingerichteten sowie zahlreichen Grabanlagen für Opfer der Bombenangriffe auf Dresden, hat dieser Friedhof einen besonderen Bezug zur jüngsten deutschen Geschichte.

Kurzum: Es ist wichtig, dass an dieser Stelle eine Buslinie entsteht! Dazu muss die Buslinie 94 von der Hamburger Straße auf die Bremer Straße umgeleitet werden, damit nicht nur der Friedhof, sondern auch die umliegenden Gewerbetreibenden zukünftig an das Liniennetz der DVB angebunden werden. Dieses Vorhaben werde ich mit anpacken!

 

Tags darauf begleitete ich die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer, auf ihrer Forschungsreise zu den außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rahmen der Exzellenzinitiative "DRESDEN-concept". Im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik trafen wir dabei auf Wissenschaftler wie Eugene Myers, einem weltweit anerkannten Systembiologen. Der 58-jährige US-Amerikaner gehört zu den Pionieren der Bioinformatik – er hat bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms einen Knoten zum Platzen gebracht und die Informatik mit der Biologie untrennbar verknüpft. Das ein Mann wie Myers dem Ruf nach Dresden folgte, ist mehr als ein positives Zeichen für den Wissenschaftsstandort Dresden!

Mich interessierte in diesem Zusammenhang aber auch das familiäre Umfeld der ausländischen Wissenschaftler: Wie gut ist die Jobsuche für die Partnerinnen/ Partner organisiert? Wo werden die Kinder schulisch betreut? Gibt es Probleme an staatlichen Schulen? Gab es in Dresden hinsichtlich Ausländerfeindlichkeit etwaige Vorkommnisse in der Vergangenheit? Glücklicherweise herrscht große Zufriedenheit, was das angeht. Aber sollte es einmal Probleme geben, habe ich dem Institut selbstverständlich bereits jetzt meine Hilfe zugesagt.

 

Am Nachmittag ging es dann weiter zur Senioreneinrichtung "Pro Seniore Residenz" in der Kästner-Passage auf der Bautzner Straße. Einmal im Jahr erkundige ich mich dort nach dem Befinden der Bewohnerinnen und Bewohner. Diesmal lud mich der Heimbeirat zu einer seiner Sitzungen ein. Wie gewünscht, informierte ich die Damen und Herren um die Einrichtungsleiterin, Frau Finck, über das im Juni dieses Jahres beschlossene, neue Heimgesetz. Wir erörterten zudem das Thema des Personalschlüssels in Alten- und Pflegeheimen in Sachsen und kamen zu den geplanten Bauvorhaben in der Dresdner Neustadt ins Gespräch. Wie immer, stand auch nach diesem Besuch am Ende die wertvolle Erfahrung, dass ältere Menschen doch durchaus "junge" und innovative Ideen und Ansichten vertreten. Da macht es einfach Spaß, zu diskutieren!

 

Zum Abschluss meiner Tour war ich dann für einen Tag im "Sächsische Epilepsiezentrum Radeberg" im Bereich der Arbeit für Menschen mit Behinderungen tätig und dabei zunächst mit dem Landschaftspflege-Team unterwegs. Mich hat dabei vor allem das Engagement, die Freundlichkeit und Geduld der Mitarbeiter untereinander beeindruckt! Und ich wünsche mir für die Beschäftigten, dass sie auf dem ersten Arbeitsmarkt ihre Chance bekommen.

Die Aktion „Perspektivwechsel“ wird in diesem Jahr bereits zum vierten Mal durchgeführt und wurde von der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege ins Leben gerufen. Ziel im Zusammenspiel der gesellschaftlichen Bereiche aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien ist es, aus dem gewohnten Umfeld auszusteigen und im wahrsten Sinne des Wortes eine andere Perspektive einzunehmen.