Unterrichtsausfälle, Lehrermangel, Lernmittelfreiheit, Mobbing an Schulen und die Vergleichbarkeit von Prüfungen sind beständige Themen im Schulalltag und interessieren vor allem diejenigen, die unmittelbar davon betroffen sind: Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer. Dazu veranstaltete die Junge Union – Landkreis Leipzig am Montag, den 08. Oktober, einen Diskussionsabend im Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasium in Wurzen, zu dem ich als Podiumsgast eingeladen war. Außerdem standen Herr Karsten Anicke (Referatsleiter Mittelschulen in der Regionalstelle Leipzig der Sächsischen Bildungsagentur), Julia Ditzer (ehemalige Schülersprecherin des Wurzener Gymnasiums) und Christian Franke (Kreisvorsitzender der JU Landkreis Leipzig) als weitere Gesprächspartner zur Verfügung.
Herr Anicke unterstrich seinerseits gleich zu Beginn die Relationen von Unterrichtsausfall im Regierungsbezirk Leipzig. Zwar fielen dort 700.000 Unterrichtsstunden im vergangenen Schuljahr aus, betrachte man dies jedoch im Vergleich zu wöchentlich 150.000 abgehaltenen Stunden pro Woche ist dies auf ganz Sachsen hochgerechnet eine relativ geringe Zahl. Natürlich gibt es auch wirkliche Problemfälle, die man auch nicht schön reden wolle. Allerdings werden diese von den Medien hochstilisiert und damit die Situation generalisiert. In der öffentlichen Wahrnehmung entstehe somit ein verzehrtes Bild von der Schulrealität in Leipzig und Sachsen.
Mit einem Finanztopf, auf den die Schulleiter zurückgreifen können, um Vertretungen kurzfristig zu bezahlen, will der Freistaat Sachsen krankheitsbedingtem Unterrichtsausfall zukünftig entgegenwirken. Unnötigen Unterrichtsausfall kann man aber auch noch anders verhindern: Demonstrationen sind wichtig und richtig! Sie machen auf bestehende Probleme aufmerksam und stärken auch uns Schulpolitikern argumentativ den Rücken. Aber der Zeitpunkt des letzten Protestes – in der ersten Woche des neuen Schuljahres – war nicht nur schlechtes Timing der Gewerkschaften, vor allem war die Terminwahl unnötig und ungerecht! Ungerecht vor allem gegenüber den Mitarbeitern der Regionalstellen der Sächsischen Bildungsagentur. Denn diese haben mit Hochdruck daran gearbeitet, dass der so wichtige Schuljahresstart gelingen kann. Angesichts des massenhaften Unterrichtsausfalls infolge der Demo vor dem Sächsischen Landtag am 07. September wurden diese Anstrengungen der Schulbehörden allerdings ad absurdum geführt! Das ist in dieser Form kontraproduktiv und bringt uns bei der Lösung der anstehenden Aufgaben nicht weiter!
Weiterhin wurde in Wurzen noch über die Thematik „Klassenstärken“ diskutiert. Dabei vertrat ich einmal mehr den Standpunkt: Es gibt keine validen wissenschaftlichen Belege dafür, dass in kleineren Klassenverbänden effektiver bzw. erfolgreicher gelernt wird! Auch bei der Frage nach der Vergleichbarkeit von Abschlussprüfungen, wobei sich Sachsens bildungspolitische Kontinuität in den jeweiligen Ergebnissen widerspiegelt, muss das Ziel der Kultusministerkonferenz sein, endlich vergleichbare und leistungsgleiche Abschlussprüfungen zu schaffen.
Ein Thema brannte den Schülern aber besonders unter den Nägeln: Mobbing in der Schule. Viele berichteten von eigenen Erlebnissen und mahnten, dass es nicht genügend qualifizierte Anlaufstellen für solche Situationen gebe. Insbesondere die Lehrer seien auf diesem Gebiet nur mangelhaft ausgebildet. Auch angesichts bevorstehender Herausforderungen, wie der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonventionen in Sachsen, muss gezielt über die Inhalte der Lehrerausbildung nachgedacht werden. Denn der sonder- und sozialpädagogische Aspekt wird auch in den allgemeinbildenden Schulen in den nächsten Jahren immer mehr in den Vordergrund rücken – darauf müssen wir die angehenden Lehrerinnen und Lehrer vorbereiten und auf der anderen Seite entsprechend wirkungsvolle Weiterbildungsmaßnahmen anbieten.
Mir hat die abendliche Diskussion wieder viel Spaß gemacht! Die persönlichen Erfahrungsberichte sind zudem für meine Arbeit stets sehr nützlich. Danke, JU Landkreis Leipzig, für die Einladung!