Als die diesjährigen Abiturienten des Dresdner Bertolt-Brecht-Gymnasiums in den Hauptsaal der Lukaskirche einliefen, wurde zuerst die Europahymne und anschließend die Deutsche Nationalhymne gespielt. Grund dafür ist, dass den Schülern an dieser Schule neben der „normalen“ Allgemeinen Hochschulreife auch ein internationales Abitur - das International Baccalaureate (IB) - angeboten wird. Bereits ab Klassenstufe 5 werden freiwillige, ergänzende englischsprachige Unterrichtseinheiten angeboten. In den Jahrgangsstufen 11 und 12 findet die bilinguale Schulausbildung in zusätzlichen schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ihren Höhepunkt.
Die Verbesserung der Englischkenntnisse, das Doppelabitur als Beweis hoher Leistungsfähigkeit und eine enorme Persönlichkeitsentwicklung sind für die Teilnehmer des IB-Programms dabei nur einige Vorteile. Umso bedauernswerter wäre es gewesen, wenn das Programm aufgrund auslaufender Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds gestrichen worden wäre. Denn bei der Bildung ist es genauso, wie mit vielem anderen: Was zusätzlich geleistet wird, kostet auch zusätzliches Geld. Das sächsische Bildungssystem ist aber auch deshalb so erfolgreich, weil es eine große Bandbreite an unterschiedlichen Profilen anbietet. Jedes Kind bekommt bei uns gezielt die Chance, seinen Interessen und Fähigkeiten entsprechend gefördert zu werden. Einen Einheitsbrei, wie SPD und LINKE ihn fordern, wird es mit uns nicht geben.
Die Unterrichtseinheiten für das IB-Programm finden stets am Nachmittag statt und werden neben Lehrern des Bertolt-Brecht-Gymnasiums auch von externen Lehrkräften umgesetzt. Obendrein kommen noch zusätzlich benötigte Medien, Lizenzgebühren von jährlich 9000 Euro und Prüfungsgebühren je Schüler in Höhe von 700 Euro hinzu. Eine Summe also, die aus Elternbeiträgen und kommunalen Mitteln nicht allein finanziert werden kann.
Der Direktor des Gymnasiums, Herr Meschke, wandte sich mit den finanziellen Problemen im Sommer 2012 an mich und erklärte mir die drohende Situation. Nach intensiven Verhandlungen zwischen dem sächsischen Kultus- und Finanzministerium konnten wir erreichen, dass die entsprechenden Mittel für das IB-Programm an drei Standorten in Sachsen im Landeshaushalt eingestellt werden. Doch damit nicht genug.
Bisher war das Bertolt-Brecht-Gymnasium das einzige sächsische Gymnasium mit einem derartigen Profil. Mittlerweile hat eine weitere Schule ihr Interesse am internationalen Abitur bekundet. Der Einsatz aller Beteiligten hat also Früchte getragen und vor allem unsere Jüngsten können davon nur profitieren. Positive Randnotiz dabei ist, dass der diesjährige Abiturjahrgang mit einem Durchschnitt von 2,2 das beste Schulergebnis des Bertolt-Brecht-Gymnasiums aller Zeiten abgeliefert hat.