Am Montag wurde die neue Dokumentation des Bildungswerks für Kommunalpolitik Sachsen e.V., kurz BKS, offiziell vorgestellt. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit dem Titel „Jugend, in Sachsen zu Hause?!“ von der Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Frau Barbara Klepsch. Die Staatsministerin ging in ihrem Beitrag vor allem auf die Bedeutung der Jugendpolitik ein. Dabei betonte sie, dass eine erfolgreiche Jugendpolitik nicht von oben herab verordnet werden kann. Vielmehr sind es die Akteure vor Ort, also Sozialarbeiter, Kommunalpolitiker aber natürlich auch die Eltern und Jugendlichen selbst, die für den Erfolg sorgen müssen. Schließlich wissen sie am besten, wo es im Ort hakt, wo Hilfen konstruktiv eingesetzt werden können. Jugendpolitik ist nicht ohne Grund in allererster Linie Kommunalpolitik.
Anschließend stellte Frau Dr. Jana Licht, unter deren Federführung die Dokumentation entstand, diese kurz vor. Dabei bedankte sie sich auch für die tatkräftige Unterstützung aller Beteiligten, welche erst den umfassenden Charakter dieser Arbeit ermöglichte. So finden sich beispielsweise Beiträge zu den rechtlichen Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe, der Thematik der eigenständigen Jugendpolitik und der Schulsozialarbeit wieder, um nur einen kleinen Ausschnitt zu nennen.
Vor der anstehenden Podiumsdiskussion war es Herrn Claus Lippmann, Leiter des Dresdner Jugendamtes und mir vergönnt, in kurzen Impulsvorträgen unsere jeweilige Arbeit als Jugendamtsleiter bzw. Vorsitzender des Landesjugendhilfeausschusses vorzustellen. Herr Lippmann wies in seinem Vortrag darauf hin, dass die rasanten Entwicklungen in der Gesellschaft große Kraftanstrengungen für die gesamte Jugendpolitik mit sich bringen. Starres Festhalten an überkommenen Normen und Regelungen sind hier oftmals große Hemmnisse. Jugendpolitik muss daher flexibel bleiben und mit der Zeit gehen.
Mir war es wichtig darauf hinzuweisen, dass Jugendpolitik – auch wenn sie oftmals so gesehen wird – eben nicht nur ein „weiches“ Themenfeld, sondern eben auch ein „hartes“ ist. Weich in dem Sinne, dass wir, gerade im Landesjugendhilfeausschuss, über sensible Themen, in der Kinder- und Jugendhilfe diskutieren. Hart, aber dass die dort getroffenen Entscheidungen auch ganz konkrete Auswirkungen mit sich bringen. Auch wenn der LJHA hauptsächlich beratenden Charakter hat, so haben doch die Stellungnahmen und Empfehlungen auch Einfluss auf die Handlungen der Staatsregierung. So stellt zum Beispiel die Fachempfehlung des LJHA zur Schulsozialarbeit die Grundlage für das danach angelegte Landesprogramm Schulsozialarbeit dar. Hierbei geht es im Gesamten immerhin um über 30 Millionen Euro.
Ganz aktuell beschäftigen wir uns im LJHA auch mit den Förderverfahren in der Jugendhilfe. Es darf nicht sein, dass die Leistungserbringer, sprich die freien Träger, teilweise bis März oder April des laufenden Jahres auf ihre Zuwendungen warten müssen. Planbares und vorausschauendes Arbeiten kann so nicht gewährleistet werden. Zumal es gegenüber den Menschen, die hier engagiert arbeiten, absolut ungerecht ist. Ich bin aber guter Dinge, dass wir in Bälde tragfähige Lösungsansätze vorweisen können.
Zum Schluss meines Vortrages habe ich noch dem Wunsch Ausdruck verliehen, dass eine stärkere Verschränkung der unterschiedlichen Formen der Kinder- und Jugendhilfe möglich wird. Den Bürger interessiert es letztlich nicht, aus welchem Topf die Gelder für ein Programm kommen oder wer am Ende die Verantwortung trägt. Was zählt, das sind Erfolge.
In der folgenden Diskussionsrunde legten die Teilnehmer schließlich ihre jeweiligen Vorstellungen von der zukünftigen Ausgestaltung der Jugendpolitik dar. Ich habe dabei noch einmal betont, dass es für eine erfolgreiche Jugendpolitik notwendig ist, auf die Gegebenheiten vor Ort zu reagieren. Wenn in einer kleinen Ortschaft der Sportverein oder die Freiwillige Feuerwehr die zentralen Anlaufpunkte für die örtliche Jugend sind, warum sollte es dann nicht möglich sein, Angebote der Kinder- und Jugendhilfe dort mit anzubinden? Man muss sich immer die Frage stellen, ob es sinnvoll ist ein weiteres Angebot zu schaffen, wenn es schon etablierte Institutionen gibt die gut angenommen werden. So könnten beispielsweise Sozialarbeiter auch direkt in den Räumlichkeiten der örtlichen Feuerwehr verortet werden. Hier stünde er in direktem Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen und kann in einem ungezwungenen Rahmen mit ihnen arbeiten. Der „Konkurrenzkampf“ um die Jugend, gerade in kleinen Gemeinden, wäre deutlich geringer und dennoch würden alle profitieren. Das soll kein Aufruf zur Schließung von Jugendclubs sein. Vielmehr sollen die Akteure vor Ort stärker vernetzt denken. Nicht nur den eigenen Verein im Blick haben, sondern wie durch eine vernetzte Zusammenarbeit Synergieeffekte genutzt werden können. Dafür müssen aber die teils doch sehr starren Strukturen in der Bürokratie und Förderlandschaft aufgebrochen werden.
Zum Schluss bleibt mir nur noch festzustellen, dass es eine gelungene Veranstaltung war, die leider noch zu wenig Aufmerksamkeit erhielt. Knapp dreißig Teilnehmer sind ein Anfang, dürfen aber noch längst nicht das Maximum bedeuten. Ich bin mir aber sicher, dass alle Teilnehmer mit neuen Erkenntnissen aus der Veranstaltung gegangen sind und viele weitere Eindrücke aus der fast zweihundertseitigen Dokumentation mitnehmen werden.