Die Schule soll im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrages die Schülerinnen und Schüler zur Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Fragen ermutigen aber auch die eigene Meinungsbildung unterstützen.
Die entscheidenden Stichworte sind Politikdidaktik und Demokratiepädagogik.
Zu diesem Thema hatte am vergangenen Freitag der Landesschülerat Sachsen eingeladen. Unter den Gästen waren Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter der Überschrift Lern.Zeit.Schule gab die Schülervertretung aus Sachsen die Möglichkeit, dass miteinander diskutiert und sich kritisch mit der aktuellen Situation auseinandergesetzt wird. Kritisch, da sich die sächsische Landespolitik in der jüngsten Vergangenheit verstärkt mit der politischen Bildung an Schulen auseinandergesetzt hat, immer mit dem Ziel, ihrem Bildungsauftrag bestmöglich umzusetzen.
Aber wie kann diese Umsetzung aussehen? Dazu wurde zum Tri-Gespräch zwischen Frau Prof. Anja Besand, Lehrstuhl für politische Didaktik der TU Dresden, Paula Sophie Wötzel, Vorstand des sächsischen Landesschülerrates, und mir, als Vertreter der Landespolitik, geladen. Grundlage der Diskussion war das vom Landesschüler- und Landeselternrat mit entworfene Program „W-wie Werte“ zur politische Bildung an sächsischen Schulen. Darin sind 31 Handlungsempfehlungen aufgeführt, wovon 22 durch das Sächsische Kultusministerium umgesetzt werden sollen.
Schwerpunkt der Diskussion war die inhaltliche Ausgestaltung des Unterrichtsfachs Gemeinschaftskunde und anderer Fächer. Es wurde schnell deutlich, dass lediglich die Erhöhung Anzahl der derzeitigen Unterrichtsstunden zur adäquaten Förderung der eigenen Meinungsbildung und dem Demokratieverständnis nicht ausreichen. Stattdessen wurde das Spannungsverhältnis zwischen Politikdidaktik und Demokratiepädagogik im Unterricht deutlich. Politikdidaktik beschreibt jenen inhaltlichen Unterrichtsstoff, welcher gelehrt wird. Hierbei werden zentrale Begriffe erklärt und erläutert. Dagegen bedeutet Demokratiepädagogik das Erfahren von diesen politischen Begriffen. Beispielsweise sind Schülerräte eine praktische Maßnahme, um Partizipation und Meinungsbildung direkt zu erleben. Und genau hier setzt auch mein Ansatz an: Ich glaube, dass Demokratie auch in der Schule stärker gelebt werden muss. Demokratie, Partizipation oder auch die kritische Auseinandersetzung mit anderen Meinungen beschränken sich nicht auf ein einzelnes Schulfach, sondern durchdringen jeden Teil des Lebens. Wir können Meinungsbildung nicht nur erklären, wir müssen sie erlebbar machen. Frau Prof. Besand und ich waren uns an dieser Stelle auch einig: Die Schule darf mitnichten einseitige politische Indoktrination leisten aber darf sich auch nicht vor politischen Kontroversen im Unterricht verschließen.
Denn die Schüler müssen seitens der Schule lernen, sich kritisch mit anderen Meinungen und komplexen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu gehört das Wissen, was Demokratie bedeutet aber auch, wie sie gelebt wird. Ebenso gehört es dazu, dass unterschiedliche politische Meinungen in Unterricht diskutiert und geschichtliche Hintergründe erkannt werden. Die Schule steht mit ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag in der Pflicht, ein Ort zu sein, in dem Politik erklärt, aber auch wo Demokratie und Meinungspluralismus offensiv gelebt wird. Davor dürfen sich die Schulen und die Lehrer nicht verschließen. Denn eins hat die Diskussionsveranstaltung des Sächsischen Landesschülers gezeigt: Die Jugend ist politisch interessiert und will sich kritisch auseinandersetzen – ob privat oder auch in der Schule.