Unter der Überschrift „Macht Schule Demokratie“ wurde ich gestern zu einer Diskussions-veranstaltung eingeladen, die sich mit den Mitwirkungsrechten von jungen Menschen an sächsischen Schulen aus-einandersetzte. Den Einstieg gab Matthias Labisch vom Programm „Mitwirkung mit Wirkung?!“, welches mithilfe von ausgebildeten Mitwirkungsmoderatoren Auf-klärung zu den bestehenden Mitwirkungsrechten von Schülern und Schülervertretungen an sächsischen Schulen betreibt. In diesem Zusammenhang wurde eine Umfrage unter allen sächsischen Schülern durchgeführt, die sich genau diesem Thema widmete und die konkrete Praxis der Schülerbeteiligung in den Fokus nahm. Dabei fand man heraus, dass v.a. eine offene Mitwirkungskultur hergestellt werden muss, um die Schüler zur Beteiligung zu motivieren. Das deckt sich auch mit meinen bisherigen Erfahrungen, denn „ob sich eine Kultur der Mitwirkung entwickelt, hängt in hohem Maße von den jeweiligen Schulleitern, Vertrauens- und Gemeinschaftskundelehrern ab. Nur wenn hier der Wille besteht, mit den Schülern auf Augenhöhe zu sprechen, werden diese sich engagieren.“
Die konkrete Regelung für die Schülerpartizipation wird durch die sächsische Schülermitwirkungsverordnung (SMVO) geleistet, die u.a. die Informations-, Beschwerde- und Vermittlungsrechte der sächsischen Schüler enthält. So wünschen sich 40% der befragten Schüler mehr über ihre Rechte und Aufgaben zu erfahren und 64% wollen durch ihre Tätigkeit an ihrer Schule etwas verändern. Diese Motivation ist wichtig und darf vor Ort nicht auf zu viele Hürden stoßen. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch ein gewisses Engagement der Klassen- und Schülersprecher notwendig ist: “Eine Beteiligung der Schüler kann ich zwar regeln, aber nicht verordnen. Hier muss der Wille der Schüler da sein, sich einzubringen und Projekte anzustoßen und gleichzeitig die Offenheit der Verantwortungsträger in den Schulen dies auch zuzulassen.“
Dabei gibt es verschiedene Bereiche des Schulalltags, in denen eine Mitwirkung möglich ist. So findet häufig eine Einbeziehung bei Klassenfahrten und Schulveranstaltungen, wie Sportfesten statt. Gleichzeitig wünschen sich Schüler auch mehr Einfluss auf die Unterrichts-gestaltung und die Lerninhalte. Dies bestätigte auch Erik Bußmann, Geschäftsführer des sächsischen Landesschülerrates, der jedoch ebenso einsieht, dass die Lehrer letztlich die Verantwortung für den Lernerfolg ihrer Schüler tragen und daher nur bedingt zu Experimenten bereit sind. Viel hänge daher vom Umgang miteinander ab und müsse im Konsens geregelt werden. Dabei ist der Lehrplan für lediglich 30 Wochen im Schuljahr ausgelegt, sodass durchaus die Zeit vorhanden wäre, um den strikten Frontalunterricht aufzulockern oder um Themen abseits des Lehrplanes zu besprechen, wenn sich die Schüler das wünschen. Dabei kann es meiner Meinung nach auch politisch zugehen. „Den Lehrern wurde lange Zeit gesagt, dass die Schulen ein unpolitischer Raum sein sollen. Dabei gehört es zu einer gelebten Demokratie ebenso dazu eine Meinung zu aktuellen Fragen der Politik zu haben und diese auch zu vertreten, ohne die Schüler einseitig zu beeinflussen.“
Dass die SMVO bereits einen sinnvollen Rahmen für die Schülermitwirkung bietet, zeigen zahlreiche Projekte an sächsischen Schulen, wie beispielsweise schulinternen Bundestagswahlen oder Podiumsdiskussionen zu selbst gewählten Themen, wie dem Klimawandel. Von zentraler Bedeutung ist es dabei die Schüler zu motivieren. Dies lässt sich am besten dadurch erreichen, dass Schüler sich einbringen und damit positive Erfahrungen sammeln. Zudem sollten die Themenbereiche nahe bei den Interessen der Schüler liegen und nicht von oben verordnet werden. Natürlich sind auch gewisse Ressourcen notwendig, was neben der finanziellen Ausstattung, auch Arbeitsmittel und Räumlichkeiten mit einschließt. Am Ende steht und fällt die Mitwirkung jedoch mit dem Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern an der jeweiligen Schule, sodass bei beide Gruppen einerseits das Vertrauen zur Zusammenarbeit bestehen muss und gleichzeitig der Wille Kompromisse zu schließen. Denn nur dann kann eine Schülermitwirkung den Schulalltag für alle verbessern.