Die Pflege ist mittlerweile in der öffentlichen Diskussion angekommen. Es hat allerdings lange gedauert bis dieses Nischenthema endlich stärker in den Vordergrund gerückt werden konnte. Neben den Fragen des Betreuungsschlüssels, der Pflegefachkraftausbildung sowie der Vergütung von Leistungen, wurde jedoch ein Thema bisher sehr stiefmütterlich behandelt – nämlich die sexuelle Vielfalt. Beim Fachtag „Vielfalt in die Pflege“, der u.a. von der LAG Queeres Netzwerk Sachsen veranstaltet wurde, sollte dieses Thema stärker beleuchtet werden.
Zusammen mit meinen Landtagskollegen Dagmar Neukirch und Volkmar Zschocke sowie Jochen Schnabel aus dem Sächsischen Sozialministerium entstand eine lebhafte Diskussion um Fragen der Sensibilisierung von Pflegefachkräften, die richtigen Weiterbildungsangebote sowie die Förderung von Diversität in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen. Schnell kamen wir dabei zu der Einsicht, dass Offenheit für die Belange von LSBTI-Q nicht verordnet werden kann, sondern einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz benötigt. An dieser Stelle haben insbesondere die leitenden Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen eine Vorbildfunktion und eine direkte Möglichkeit in ihrer Einrichtung die Akzeptanz von Vielfalt zu fördern und diskriminierendes Verhalten zu verhindern. Dennoch kann die Politik hier nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden, sondern muss diese Werte ebenfalls aktiv stärken und die Gesellschaft entsprechend lenken. Der „Landesaktionsplan zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen“, der im letzten Jahr von der Sächsischen Regierung verabschiedet wurde bietet zwar eine gute Grundlage, muss jedoch weiterentwickelt werden. Eine Möglichkeit hierfür stellt die Reform der Rahmenlehrpläne für Pflegekräfte dar. Zudem gilt es durch Weiterbildungsangebote das Pflegepersonal für die Problemlagen von LSBTI-Q zu sensibilisieren und entsprechend zu schulen.
Gleichzeitig darf aber auch keine Überlastung und Überforderung der Pflegekräfte stattfinden, da diese bereits heute teils großen Belastungen ausgesetzt sind. Es gibt also noch viel zu tun und es wird weiterhin notwendig sein, dass Betroffene auf ihre Situation vor Ort hinweisen und für ihre Belange eintreten. Dennoch geht es in der Sache voran. So wird sich im Abschlussbericht der Enquete-Kommission zur „Sicherstellung der Versorgung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege älterer Menschen im Freistaat Sachsen“ ein ganzes Kapitel mit diesem Thema beschäftigen. Veranstaltungen wie der Fachtag „Vielfalt in die Pflege“ geben uns dazu den notwendigen Input und die Möglichkeit zur Rückkopplung mit den Betroffenen selbst.